Onkel Erich

Der heutige Blog ist mal auf Deutsch und es geht auch nicht um ein spezifisches Thema sondern um einen sehr geliebten Menschen, der vor kurzem verstorben ist: mein Onkel Erich.

Onkel Erich war kein gewöhnlicher Onkel, wie ihr an unseren Namen erkennen könnt sind wir nicht tatsächlich verwandt. Zunächst möchte ich euch ein wenig über unsere Geschichte erzählen…

Mein Vater ist vor ca. 35 Jahren aus dem Iran nach Österreich ausgewandert. Er hatte das Glück im besten Haus und beim besten Vermieter der Welt zu landen: Onkel Erich. Zwischen meinem Vater und Onkel Erich entwickelte sich mit der Zeit eine ganz besondere Freundschaft, die als mein Vater meine Mutter heiratete noch enger wurde. Onkel Erich hatte auch eine Ehefrau: Inge. Als ich dann dazustieß wurden wir fünf zu einer Familie. Onkel Erich und Inge waren wie Großeltern für mich. Wir feierten Weihnachten zusammen, ich zeigte ihnen immer meine Zeugnisse und bekam großes Lob (und auch Geld), Geburtstage wurden gemeinsam gefeiert und auch ganz gewöhnliche Nachmittage zusammen verbracht. Nachdem ich ein Einzelkind war, waren meine Eltern, Onkel Erich und Inge meine einzigen Bezugspersonen.

Das besondere an Onkel Erich war seine Hilfsbereitschaft, er war kein gewöhnlicher Vermieter sondern mehr der Vater aller Mieter. Er half bei Renovierungen, aber auch bei allem anderen was anfallen könnte. Immer wenn wir in den Iran flogen, brachte er uns zum Flughafen und holte uns ab. Selbst als eimal sein Auto kaputt ging, kam er. Er bat seinen Sohn ihn zu fahren. Er reparierte alles was in unserer Wohnung kaputt ging und stand uns bei jeglichen Themen mit Rat und Tat zur Seite. Unzählige Male haben meine Eltern versucht Kästen und ähnliches aufzubauen, jedes Mal gab es am Ende Streit weil irgendetwas nicht funktionierte… da kam Onkel Erich, erledigte alles und sorgte dabei auch noch für gute Stimmung.

Eine weitere besondere Eigenschaft war sein Humor, ich kenne niemanden, der je so lustig war wie mein Onkel Erich. Egal ob jung oder alt, jeden brachte er mit seiner lustigen Art zum Lachen. Er war auch sehr sportlich, zu meinem Vater sagte er immer: “Wer rastet, der rostet.”

Was mich immer sehr bewegte, war wie stolz er auf mich war. Jedes Mal meinte er was für ein besonderes Mädchen ich doch sei. Er war immer stolz auf meine schulischen Leistungen und natürlich war er auch bei meiner Sponsion, fotgrafierte wie wild und freute sich von Herzen.

Als ich ihm meinen Mann vorstellte, war er zunächst skeptisch. Ist er denn gut genug für seine Masoumeh? Aber auch ihn schloss er schnell in sein Herz. Bei unserer Hochzeit hielt er eine Rede und tanzte mit allen hübschen Frauen (inklusive meiner Schwiegermutter und mir). Er genoss sein Leben in vollen Zügen.

Dabei hat er es nicht immer einfach gehabt. Er erzählte immer von seiner sehr glücklichen Kindheit und Jugend, aber auch von der russischen Kriegsgefangenschaft im zweiten Weltkrieg. Er hatte wirklich viel erlebt, aber immer eine positive Einstellung und seinen Humor bewahrt.

Ich bin unendlich dankbar so einen tollen Menschen so viele Jahre an meiner Seite gehabt zu haben. Er war einfach immer und bei jedem Thema für mich da. Ich werde ihn niemals vergessen und er wird für immer in unseren Herzen weiterleben.